Massenhafte Geisterflüge: Was steckt dahinter?
Geisterflüge sind in der Luftfahrt nichts Ungewöhnliches. Mal werden Maschinen zur Reparatur oder Wartung an einen Technik-Standort geflogen, mal werden zu wenig Tickets verkauft und deshalb zwei Flüge zusammengelegt. Eine Maschine fliegt dann mit den Passagieren, die andere nur mit Crewmitgliedern. Warum? Weil sie am Zielort für einen anderen Flug benötigt wird. Natürlich sind solche Flüge teuer, weshalb Airlines sie möglichst vermeiden wollen. Dass Geisterflüge massenhaft stattfinden, ist deshalb ein neues Phänomen.
Warum gibt es mehr Geisterflüge?
Im vergangenen Winter sorgten sie das erste Mal für Schlagzeilen. 100.000 Maschinen gingen leer auf Reise – die Fluglinien wollten ihre Slots nicht verlieren. Mit diesen Start- und Landezeiten regeln große Flughäfen den Verkehr. So vermeiden sie Staus und sorgen dafür, dass alle Maschinen möglichst sicher unterwegs sein können. Für den Hochbetrieb, wie wir ihn jetzt wieder erleben, ist das sinnvoll. Aber während der Pandemie wollte doch kaum jemand fliegen? Das stimmt: Die meisten Flüge hätten deshalb gestrichen werden können. Allerdings hätten die Airlines dann ihre Slots verloren, denn in der EU gilt: „Use it or lose it“, also nutze die Slots oder du verlierst sie. Und jetzt im Sommer gibt es mehr Leerflüge, weil die Flughäfen zu wenig Mitarbeiter haben.
Wieso sorgt der Personalmangel für mehr Leerflüge?
Rund 7.200 Mitarbeitende fehlen den Flughäfen zurzeit, wie Wirtschaftsforscher schätzen. Und das in allen Bereichen: bei der Gepäckabfertigung, der Sicherheitskontrolle sowie beim Betanken oder dem Steuern der Treppen auf dem Rollfeld. Tausende Flüge sind deshalb bereits gestrichen worden, was den ganzen Flugplan durcheinanderbringt. Schließlich sind Flüge nie one-way: Es gibt immer einen Rückflug und oft auch Anschlussflüge. Viele Airlines müssen deshalb Maschinen leer zum Zielort bringen, um die dort geplanten Flüge nicht auch noch streichen zu müssen. Hinzu kommt, dass im Chaossommer auch Gepäck häufig liegenbleibt, das mit den Leerflügen mitgenommen werden kann. Wirtschaftlich oder gar umweltfreundlich sei das aber nicht, geben die Fluggesellschaften zu.
Was bedeuten die Leerflüge für unser Klima?
Fliegen ist nicht gerade als klimafreundliche Reiseoption bekannt. Warum genau und wie Sie ihre Flugkilometer kompensieren können, lesen Sie in unserem Blog Fliegen und Klimaschutz – wie geht das zusammen? Greenpeace hat einmal ausgerechnet, wie viel klimaschädliches CO₂ ein typischer Ferienflieger mit 200 Sitzplätzen verursacht. Ergebnis: pro 90 Minuten Flug mindestens 20 Tonnen. Allein die Leerflüge im Winter haben laut der Umweltschutzorganisation damit insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Treibhausgase produziert – so viel wie 1,4 Millionen Autos in einem Jahr in die Luft blasen. Daran muss sich dringend etwas ändern.
Wie kann man Geisterflüge verhindern?
Große Fluglinien wie Air France, British Airways und die Lufthansa haben schon im Winter von der EU gefordert, die „Use it or lose it“-Politik außer Kraft zu setzen – zumindest in Ausnahmezeiten wie der Pandemie. Dann könnten Airlines die begehrten Slots behalten, auch wenn Flüge ausfallen müssten. Auch die Nachhaltigkeit-Plattform Utopia sieht die EU in der Pflicht. Sie nennt die Slot-Regelung „Irrsinn“ und fordert klimaschonende Ausnahmereglungen. Allerdings könnten die Fluglinien auch selbst etwas tun. Die Deutsche Umwelthilfe schlägt zum Beispiel vor, in angespannten Situationen wie jetzt, insbesondere Kurzstreckenflüge etwa von Berlin nach Düsseldorf oder Frankfurt aus dem Programm zu nehmen – auch so könnten Leerflüge verhindert werden.
Fest steht allerdings, dass es keine schnelle Abhilfe gegen das Flugchaos geben wird. Sind Sie von Verspätungen oder gar Ausfällen betroffen? Dann verzichten Sie nicht auf eine mögliche finanzielle Wiedergutmachung nach der EU-Fluggastrechteverordnung. Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Ansprüche gelten zu machen.
Geschrieben von Debbie
Debbie ist seit Jahren bei EUclaim tätig. Sie weiß alles über Online-Marketing und Fluggastrechte.
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